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Quechua NH500-Naturwanderschuhe im Test: Die perfekten Schuhe für den Jakobsweg?

Die Quechua NH500-Naturwanderschuhe von Decathlon sind eine Überraschung. Für einen günstigen Preis bekommen Outdoor-Enthusiasten einen bequemen und atmungsaktiven Schuh, der allerdings auch einen gravierenden Nachteil mit sich bringt.

Dass die eigene Ausrüstung von Wanderung zu Wanderung einigen Veränderungen unterliegt, wird hier vermutlich nur die wenigsten überraschen. Immer wieder werden, je nach Route, Gegenstände ausgetauscht oder Neuanschaffungen ausprobiert. So auch im vergangenen Sommer. Als ich Mitte 2023 plante, den Jakobsweg zu gehen, habe ich einiges an meiner bisherigen Packliste umgestellt. Ein großer Fokus lag dabei auf neuen Schuhen. Denn die 900 Kilometer durch die spanische Landschaft in Bergschuhen zu bewältigen wäre zwar möglich, aber nicht sinnvoll gewesen. Deswegen musste frühzeitig passender Ersatz her.

Ein relevanter Faktor für Fernwanderschuhe ist ein möglichst geringes Gewicht, da Wanderer auf langen Distanzen idealerweise so leicht wie möglich unterwegs sein sollten. Deswegen boten sich Halbschuhe an, auch weil auf dem Camino hohe Temperaturen und viele Sonnentage, aber kaum nennenswerte Steigungen zu erwarten waren. Bei der Recherche stolperte ich schnell über die Modelle von Decathlon. In der Vergangenheit habe ich schon einige Produkte des Unternehmens getestet, aber Schuhe waren bis jetzt noch nicht dabei.

In der örtlichen Filiale wurden mir die NH500-Naturwanderschuhe der Decathlon-Eigenmarke Quechua empfohlen, die für den Preis von 50 Euro sehr geeignet wirkten. Einzige Einschränkung: die leichten Treter sind weder für längere Touren im Gebirge noch auf Asphalt geeignet. Abgesehen davon seien die Schuhe „nur bedingt wasserdicht“, wie mir der Berater vor Ort erklärte. Das Ausmaß dieser vagen Formulierung wurde mir erst später klar.

Quechua NH500-Naturwanderschuhe: leicht und robust

Mit 378 g pro Schuh gehören die Quechua NH500-Naturwanderschuhe tatsächlich zu den leichteren Modellen, in denen ich unterwegs war. Und auch optisch haben sie einiges für sich. Hellbraunes Leder und grau-schwarzes Meshgewebe bilden hier einen schönen Kontrast. Basis der Konstruktion ist eine Sohle aus halbfestem Ethylen-Vinylacetat (EVA), einem leichten und flexiblen Kunststoff, der dennoch eine hohe Abriebfestigkeit aufweist (zumindest wenn man sich damit nicht auf langen Distanzen über Asphalt bewegt). Ein Sohlenprofil mit vier Millimetern Profiltiefe sorgt auf ebenen Wanderwegen für eine gute Bodenhaftung.

Womit wir bei einer der Stärken der Schuhe wären: der Bequemlichkeit. Laut Herstellerangaben ist die Sohle so konzipiert, dass die oberen Kunststofflagen weicher und die unteren härter sind, sodass zum einen eine gute Dämpfung bei gleichzeitig ausreichendem Grip realisiert wird. Durch den besonderen Kunststoff und eine zusätzliche Einlegesohle sind die Füße sehr gut gepolstert. Soweit sogar, dass ich auf einer Strecke von fast 900 Kilometern nicht eine(!) Blase hatte. Dies ist in Teilen auch der Atmungsaktivität der Schuhe zuzuschreiben und der Tatsache, dass ich für die Wanderung eine Nummer größer als normal gewählt habe, hervorzuheben ist es dennoch. Für eine gute Stabilität lassen sich die Schuhe aufgrund der formbaren Schuhzunge sehr eng zusammenschnüren.

Quechua NH500-Naturwanderschuhe im Profil.

Doch nun zum Nachteil – der Wasserdichtigkeit. Aufgrund ihrer Atmungsaktivität ist diese in keinster Weise vorhanden. Und damit meine ich nicht, dass nach einer halben Stunde Wanderung im Regen etwas Feuchtigkeit in den Schuh eindringt. Stattdessen haben die Treter ungefähr dieselbe Wassersäule wie herkömmliche Wollsocken. Schon die kleinste Pfütze sorgt dafür, dass der Träger nasse Füße bekommt, von plötzlichen Regenschauern ganz zu schweigen.

Aber auch wenn die mangelnde Wasserdichtigkeit auf dem Wanderweg schnell nerven kann, ein Dealbreaker ist sie nicht. Abgesehen von der Tatsache, dass sich der Regen im spanischen Sommer sowieso eher zurückhält, hatte ich immer genügend Wechselsocken dabei, sodass ich nicht länger als einen Tag mit nassen Füßen herumwandern musste. Und verwunderlich ist die mangelnde Wasserresistenz bei dem Preis auch nicht. Es ist unschwer vorstellbar, dass sich die Decathlon-Ingenieure aufgrund der niedrigen Materialkosten auf eine Funktion einigen mussten, die der Schuh zur Gänze erfüllt. Hier schien die Priorität der Bequemlichkeit deutlich über der Wasserdichtigkeit zu liegen, meiner Einschätzung nach eine gute Wahl.

Die Schuhe haben den Jakobsweg übrigens überlebt. Zwar ist die Sohle schon merklich heruntergelaufen und die Einlegesohle löst sich langsam in ihre Bestandteile auf, aber nach fast 900 Kilometern sind solche Erscheinungen zu erwarten. Auf großen Wanderungen werde ich sie vermutlich nicht mehr einsetzen, als „Alltagsschuhe“ sind die Quechua NH500-Naturwanderschuhe nach solch einer Belastung auf jeden Fall noch zu gebrauchen.

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