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Tourenski: Ein Einsteigerbericht

Tourenski bieten eine einzigartige Möglichkeit, die alpine Natur auch abseits von Skiliften und präparierten Pisten zu erleben. Doch was brauchen Interessierte alles, um selbst mit dem Tourengehen anzufangen und was muss beim Kauf der Ausrüstung beachtet werden?

Menschen, die wie ich in den alpinen Teilen Süddeutschlands leben, haben im Winter zwei Optionen: Entweder besorgen sie sich einen Haufen Bücher, um die dunkle Jahreszeit irgendwie rumzukriegen oder sie investieren in Tourenski. Dabei handelt es sich um spezielle, für den Aufstieg geeignete Ski, mit denen sich zugeschneite Berge und schneereiche Pässe wieder begehen lassen. Da die vergangenen Winter nicht besonders schneereich waren, hat sich diese Wahl für mich bisher nicht gestellt. Für diese Saison habe ich mir dann aber eine entsprechende Ausrüstung zugelegt, um selbst mit dem Tourengehen anzufangen. Was dafür alles benötigt wird, und ob sich der Kauf trotz vergleichsweise hoher Kosten lohnt (Spoiler: Ja, tut er), lest ihr im Folgenden.

Tourenski: Welche Ausrüstung brauche ich für den Anfang?

Mehr noch als für das traditionelle Skifahren wird für eine Skitour einiges benötigt. Hier folgt eine Auflistung der Mindest-Ausrüstung, die dabei sein muss.

  • Tourenski: Im Vergleich mit herkömmlichen Skiern fallen weicher und leichter konstruiert aus. Darüber hinaus besteht die Wahl zwischen zahlreichen Modellen, welche für verschiedenste Abfahrten geeignet sind.
  • Skistiefel: Tourenskistiefel bieten die Möglichkeit, den Stiefel entweder großflächig oder nur an einem drehbaren Gelenk an der Spitze am Ski festzuspannen. So wird ein Heben der Ferse und damit der Aufstieg mit den Skiern ermöglicht. Ebenso verfügen die Stiefel über ein Gelenk an der Rückseite, sodass Anwender damit beweglicher sind als in herkömmlichen Stiefeln.
  • Bindungen: Verbinden die Skistiefel mit den Skiern und müssen separat gekauft werden. Auch hier besteht eine breite Auswahl zwischen verschiedenen Modellen.
  • Felle: Felle werden vor dem Aufstieg auf die Ski gezogen und bieten Widerstand, damit Anwender damit die Berge heraufsteigen können.
Ein Aufstieg mit Tourenski. Fokus auf die Schuhe
Tourenskistiefel erlauben das Anheben der Ferse und ermöglichen so den Aufstieg.

Lawinenset: Maßnahmen für den Extremfall

Neben der eigentlichen Skiausrüstung wird für die Tiefschneefahrt auch ein Lawinenset benötigt. Es beinhaltet alles, was Tourengeher brauchen, um im Fall einer Lawine einen Verschütteten im Tiefschnee zu finden und wieder auszugraben. Damit das klappt, bieten Organisationen wie der Deutsche Alpenverein (DAV) regelmäßig Lawinen- und Tiefschneekurse an, damit sich Interessierte mit ihrer Ausrüstung vertraut machen können und das Lawinenrisiko einzuschätzen lernen. Alle meiner (Tourenski-erfahrenen) Kontakte haben mir versichert, dass Lawinen in ihrer aktiven Zeit seltener vorgekommen sind. Dennoch muss jeder Teilnehmer einer Skitour für den Ernstfall gewappnet sein, deswegen sind folgende Gegenstände am Berg abseits der gespurten Pisten Pflicht:

  • Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS): Dabei handelt es sich um ein elektronisches Gerät, das jeder Skitour-Teilnehmer am Körper trägt. Es sendet und empfängt Funksignale und schickt etwa einmal pro Sekunde ein Signal aus. Sollte ein Tourteilnehmer von einer Lawine mitgerissen werden, können die anderen ihn über das Signal orten.
  • Sonde: Eine Sonde besteht aus mehreren Segmenten, die sich zu einem Stab von einer Länge von etwa zwei Metern zusammensetzen lassen. Zusammen mit dem LVS-Signal werden damit Verschüttete unter der Schneedecke geortet.
  • Schaufel: Wenn die Position der Verschütteten gefunden ist, müssen diese so schnell wie möglich freigeschaufelt werden. Unter dem Schnee überleben sie in der Regel nur ca. 15 Minuten. Deswegen sind alle Tourengänger mit praktischen Schaufeln ausgestattet, die schnell zusammengebaut werden können.

Was muss ich beim Kauf von Ausrüstung beachten?

In einer Sache unterscheidet sich das Tourenskifahren nicht vom „regulären“ Skifahren: Es ist ziemlich teuer. Immerhin kann eine vollständige Ausrüstung bis zu 4.000 Euro kosten. Muss sie aber nicht. Denn auch hier gibt es einige Möglichkeiten, die Kosten zu drücken. Die Ausrüstung gebraucht zu kaufen, ist die offensichtlichste Alternative, bringt aber auch einige Schwierigkeiten mit sich. Denn in der Regel sind die entsprechenden Angebote sehr beliebt, sodass der eigentlich angepeilte Preis sich schnell erhöhen kann. Hier kommt ein Tipp zum Tragen, der auch in der Modewelt funktioniert: das antizyklischen Kaufen.

So lässt sich auf Seiten wie Ebay auch im Sommer gute Ausrüstung für einen kleinen Preis ersteigern. Auch finden sich auf Kleinanzeigen einige Schätze, besonders wenn der Suchradius erweitert wird. Die gute Nachricht: Am Funktionsprinzip von Tourenski hat sich eine lange Zeit nichts geändert. Dementsprechend könnt ihr für eure nächste Skitour auch mit älteren Skiern bestreiten. So wurden meine eigenen Skier höchstwahrscheinlich in den 90ern hergestellt, fahren aber immer noch exzellent. Wichtig ist nur, dass ihr euch vor dem Kauf davon überzeugt, dass die Kanten der Skier nicht verbogen oder beschädigt sind und der Belag nicht zu abgefahren ist, und größere Kratzer oder sogar Löcher aufweist. Deswegen solltet ihr euch auch nicht scheuen, neue Fotos beim (Online-) Verkäufer anzufordern, wenn die anderen nicht aussagekräftig sind. Ebenso solltet ihr bei dem Kaufen von gebrauchten Fellen darauf achten, dass diese nicht zu abgefahren sind und immer noch genug Widerstand bieten. Außerdem müsst ihr bei vormontierten Bindungen darauf achten, dass diese mit eueren Stiefeln kompatibel sind.

Ein letztes Wort zu den Stiefeln: Diese habe ich als einzigen Teil meiner Ausrüstung neu gekauft, da ich nicht riskieren wollte, dass ich meine Größe falsch einschätze und sie mir am Ende doch nicht passen. Insgesamt lagen meine Anschaffungskosten damit insgesamt bei 800 Euro. 600 für die Stiefel, 200 für die restliche Ausrüstung, die ich mit etwas Glück bei Kleinanzeigen erstanden habe.

Zwei Tourenski an ein Gipfelkreuz gelehnt.
Meine Ski stammen aus den 90ern, fahren sich aber immer noch sehr gut.

Die erste Tour

Trotz Sparmaßnahmen liegen also erstmal hohe Kosten vor. Doch lohnt sich das Ganze auch? Das kann ich mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten. Technisch gesehen ist ein Wechsel auf Tourenski selbst für mittelmäßige Skifahrer (wie mich) einfach möglich, obwohl anfangs einige Startschwierigkeiten vorhanden waren. Erster Gewöhnungspunkt war die ungewöhnliche Bindung, die zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten für Aufstieg und Abfahrt mitbringt. Die Ski hier nach jedem Abschnitt umzustellen, war etwas ungewohnt.

Die nächste Umstellung war die Art des Aufstiegs. Entgegen meiner Vorstellungen steigen Tourenläufer mit den Skiern nicht auf direktem Weg den Berg hinauf, sondern arbeiten sich in Zickzacklinien bis zum Gipfel. Hier kommt es auch stark auf Technik an, um zu jeder Zeit maximale Auflagefläche der Skier auf dem Schnee zu haben. Ebenfalls wichtig: die Spitzkehre. Diese, aus den Skikursen bekannte, Übung ist im Tourenskigehen elementar, um während des Aufstiegs die Richtung zu wechseln.

Nach ein paar Stürzen begann ich mich aber an die neuartige Form der Bewegung zu gewöhnen. Eine weitere Umstellung war die Kondition, denn mit Tourenski unterwegs zu sein ist ziemlich anstrengend (besonders wenn man bisher nur in Skiliften unterwegs war). Allerdings wartet die Tour auch mit einzigartigen Erfolgserlebnissen auf. Nach einem beschwerlichen Aufstieg endlich den Gipfel zu erreichen oder einen Hang voller Tiefschnee herunterzufahren, auf dem sonst noch niemand war, sind besondere Erlebnisse.

Also, wenn ihr die Möglichkeit habt, überlegt euch auch mal, eine Skitour in Angriff zu nehmen. Denn der nächste Winter kommt bestimmt.

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