Auch hunderte von Jahren nach seiner Etablierung ist der Jakobsweg immer noch eine Reise wert. Der Reiz liegt irgendwo zwischen physischer Herausforderung, meditativer Ruhe und den neuen Freundschaften, die man auf der Route schließt. Alle Details, die ihr zum Jakobsweg wissen müsst, habe ich hier zusammengefasst. Zusätzlich dazu kommen hier meine fünf Tipps, um die Reise auf dem Camino besonders zu machen.
Tipp 1: Bucht keine Herbergen vor
Ich weiß, dieser Hinweis wirkt ein wenig kontraintuitiv, ich war am Anfang auch skeptisch. Während der ersten Woche auf dem Jakobsweg hatte ich jeden Stopp durchgeplant und alle Schlafplätze vorher reserviert. Dieses Vorgehen ist keinesfalls verkehrt. Immerhin ist es sehr beruhigend zu wissen, wo (und ob) man in dieser Nacht schlafen wird. Aber darum geht es auf dem Jakobsweg nicht. Eine Wanderung auf dem Camino lebt von dem Treiben lassen, vom Austesten der eigenen Grenzen und dem Wundern, was hinter dem nächsten Hügel liegt. Das geht am besten, wenn die Unterkunft für den Tag noch unklar ist. Außerdem ist es so besser möglich, sich auf die Ziele eventueller Mitwanderer einzustellen. Daher der folgende Tipp für den Jakobsweg: Um maximal flexibel zu sein, aber dennoch einen Platz in der Herberge abzubekommen, bestand meine Vorgehensweise in den späteren Teilen der Route darin, so früh wie möglich aufzubrechen und mich ab 14 Uhr nach einer Unterkunft umzusehen. Hin und wieder war es etwas schwierig, Schlafplätze zu ergattern, besonders in frequentierteren Etappen, wie den Städten. Aber mithilfe der Buen Camino-App und einfachem Nachfragen lässt sich meiner Erfahrung nach immer eine Option finden.
Tipp 2: Donativos, Donativos, Donativos
Wo wir gerade beim Thema der Herbergen sind: Wenn ihr die Wahl habt, dann geht unbedingt in die Donativos des Jakobswegs. Dabei handelt es sich um spendenfinanzierte Herbergen, die meist von lokalen Vereinen geführt werden. Oftmals wird die Bewirtung der Gäste von Camino-Erfahrenen oder Pilgern auf der Durchreise übernommen, die selbst für einige Tage oder Wochen in dem Donativo aushelfen. So besteht eine gute Möglichkeit, um an wertvolle Tipps zu kommen, welche Orte und Routenoptionen sehenswert sind und was auf der Reise sonst noch zu beachten ist. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass in Donativos der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund steht. Oftmals wird gemeinsam gekocht und gegessen, daher herrscht eine freundschaftlichere und vertrautere Atmosphäre als in anderen Herbergen. Laut den Donativo-Betreibern, mit denen ich mich unterhalten habe, ist das genau die Stimmung, die in Herbergen vor der großen Kommerzialisierungswelle des Jakobswegs geherrscht haben soll. Eine Stimmung, die jeder Pilger mindestens einmal erlebt haben sollte.
Tipp 3: Nehmt die Meseta mit
Auf eurem Weg nach Santiago müsst ihr zwischen Burgos und León die Meseta-Hochebene durchqueren. Innerhalb der Pilger-Community hat dieser Abschnitt ein ambivalentes Image: Während manche die Region mit dem Bus überspringen und die gewonnene Zeit lieber in Ausflüge im vermeintlich spannenderen Westen des Landes investieren, schwören andere auf die Region. Auf den ersten Blick lassen sich die Argumente der Verweigerer nachvollziehen. Immerhin geht es auf der Hochebene kilometerlang an Feldern und staubigen Straßen entlang, mit wenig Schattenplätzen und meistens in sengender Hitze. Trotz dieser schwierigeren Bedingungen würde ich jedem Pilger raten, genau diesen Teil mitzumachen. Nicht nur könnt ihr so später sagen, den kompletten Jakobsweg gelaufen zu sein. Ebenfalls ist die ewige Straße durch den Staub für viele Pilger ein wichtiger Teil des Ganzen. So haben mir Mitwanderer davon berichtet, hier die Zeit fürs Nachdenken zu finden, die sie auf dem Jakobsweg gesucht haben. Abseits der Menschen und ganz allein zwischen Feldern und Straßen finden viele die Antworten auf die Fragen, die sie sich gestellt haben. Insgesamt also eine lohnenswerte Erfahrung, aber vergesst die Sonnencreme nicht.
Tipp 4: Notfall-Erdnüsse
Ja ich weiß, der Camino ist nicht wie andere Wanderwege. Hier gibt es eigentlich an jeder Ecke ein Restaurant oder einen Imbiss, wo sich hungrige Pilger mit Tortillas und Bocadillos eindecken können. Eigentlich. Faktisch treten immer mal wieder einzelne Strecken auf, wo es gar nichts gibt. Deswegen solltet ihr immer neben Wasserreserven immer eine eiserne Ration dabei haben, selbst, wenn ihr sie selber nicht braucht. Immerhin lebt der Camino vom Teilen.
Tipp 5: Lasst euch Zeit
„Entspannt euch doch mal. Ihr wandert den Jakobsweg ja wie auf der Flucht“, rief mir ein Hüttenwirt nach, als ich frühmorgens Richtung León aufbrach. Und irgendwie hatte er recht. Während sie sich eigentlich Zeit lassen könnten, sind viele Pilger davon getrieben, die nächste Stadt, die nächste Herberge oder den nächsten Aussichtspunkt erreichen. Stattdessen sollte man auf dem Camino auch immer wieder den Mut haben, zur Ruhe zu kommen und die Dinge zu erforschen, die abseits der etablierten Wege liegen. Denn da gibt es bekanntermaßen die interessantesten Dinge zu entdecken.
Das war es von meiner Seite. Was für Tipps habt ihr für angehende Pilger auf dem Jakobsweg?