Ein MYOG-Rucksack steht schon ein bisschen länger auf meiner To-Do-Liste. Zeit also, endlich anzufangen. Wie so ein Projekt abläuft und was ihr braucht, um selbst loszulegen, lest ihr hier.
MYOG und seine zahlreichen Facetten begeistern mich schon seit einigen Jahren und ich bin immer wieder erstaunt, was die internationale Szene alles konstruiert. Bei mir selbst hat es bis jetzt nur für kleinere Taschen und Ausrüstungsgegenstände gereicht. Ziel war aber schon immer mein eigener MYOG-Rucksack. Zeit also, sich an etwas größeres heranzuwagen.
Doch bevor ich den Bericht anfange noch ein kleiner Disclaimer: Hier erwartet euch keine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Rucksackbau. Die gibt es schon auf anderen Seiten und ich glaube nicht, dass ich da noch viel hinzufügen kann. Stattdessen will ich mein eigenes Projekt zusammenfassen, Fragen beantworten und vielleicht dem ein oder anderen Inspiration für das eigene Projekt mitgeben.
Schritt 1: Schnittmuster.
Wie bei jedem anderen Projekt auch steht vor dem eigentlichen Bau die Planungsphase. Beim Rucksack beginnt die mit der Auswahl eines Schnittmusters. Zwar gibt es einige Blogger der deutschsprachigen MYOG-Szene, die sich die entsprechenden Konzepte selbst erstellt haben. Für mein erstes großes Projekt war mir so ein Vorgang aber zu umfangreich. Stattdessen habe ich das Internet durchforstet, das ja bekanntlich für jeden noch so ausgefallenen Plan die passenden Hintergrundmaterialien parat hat. Glücklicherweise gilt diese Regel auch für MYOG. Schon nach kurzer Suche bin ich auf zahlreiche passende Websites gestoßen, die Schnittmuster entweder zum Kauf anbieten oder sogar ganz umsonst ins Netz stellen.
Anfangs habe ich noch befürchtet, dass sich die Qualität der kostenlosen Angebote im Vergleich zu den Bezahlvarianten stark unterscheidet, dem ist aber gar nicht so. Bestes Beispiel ist die Seite des schwedischen Bloggers Anders Jonsson. Jonsson ist innerhalb der MYOG-Szene kein Unbekannter, wird auch als der King des DIY angesehen. Seine Website ist zwar bis auf einige Seiten komplett auf schwedisch, hier finden sich aber mit Unterstützung von Google Translate Bauanweisungen für nahezu alles, was bei einer mehrtägigen Wanderung benötigt wird: Zelte, Handschuhe, Quilts aber eben auch Rucksäcke. Neben dem oben verlinkten Zwölf-Liter-Rucksack BC 12, steht mit dem BC 18 auch eine Variante mit größerem Volumen zur Verfügung.
Doch bevor ich mich in zukünftigen Projekten verliere, möchte ich nochmal kurz auf mein aktuelles zu sprechen kommen: Mit dem BC 12-Schnittmuster lässt sich ein leichter Rucksack mit einem zwölf Liter fassenden Hauptfach herstellen (daher auch der Name). Das Basisdesign ist sehr detailliert ausgearbeitet. So enthält der Rucksack ein Snow Lock, eine optionale Möglichkeit für Rückenpolster und es kann zwischen zwei Rucksack-Deckeln gewählt werden. Anstelle von Außentaschen setzt Jonsson auf zahlreiche Molle-Applikationen, mit denen sich im Nachhinein Pouches, Werkzeug u.ä. anbringen lassen. Natürlich kann das Schnittmuster darüber hinaus noch modifiziert werden. Da das mein erster MYOG-Rucksack ist, habe ich aber alles so gelassen, wie der Ersteller vorgesehen hat
Tipp: Um noch eine weitere Website mit guten Rucksack-Entwürfen ins Rennen zu schicken, sei hier noch LearnMYOG genannt. Auf der Seite gibt es neben ein paar kostenlosen Schnittmuster-Generatoren für einfache Projekte auch echt schön designte Schnittmuster für Rucksäcke. Die sind zwar nicht umsonst, aber dafür relativ günstig zu erwerben.
Schritt 2: Materialien
Nachdem ein Schnittmuster vorhanden ist und der grobe Plan steht, lässt sich einschätzen, wieviel und welches Material gebraucht wird. Entsprechende Material-Hinweise liegen (meistens) den Schnittmustern bei. Bei extremtextil, dem Outdoor-Stofflieferanten meines Vertrauens, gibt es außerdem einen übersichtlichen Guide, welcher Stoff für welche Ausrüstung am besten geeignet ist. Hier bietet sich die Möglichkeit, der eigenen Gestaltungsfreude freien Lauf zu lassen und eine schicke Kombo an Stoffen zusammenzustellen. Mein Projekt ist da zugegebenermaßen etwas blasser, da der MYOG-Rucksack erstmal nur funktionieren sollte und ein cooler Look eher sekundär war. Letzten Endes fiel die Wahl auf dunkelblaues Cordura und schwarzes Silnylon. Natürlich hätte ich den Rucksack auch aus billigem Jersey-Stoff nähen können, wollte aber lieber mit Outdoor-Materialien arbeiten um zu testen, wie gut meine Nähmaschine damit klarkommt.
Schritt 3: Ausführung
Nachdem das Material da war ist, ging es ans Nähen. Entgegen meiner Vorstellung ist diese Phase überraschend gut gelaufen, wenn man vom Zeitaufwand absieht. Zwar werden für das BC 12-Schnittmuster nicht wirklich schwierige Nähtechniken gebraucht, aber das Projekt ist umfangreich und einzelne Elemente wie die Trageriemen oder MOLLE-Applikationen sind kleinteilig und aufwendig in der Herstellung. Deswegen bin ich auch sehr vorsichtig gestartet und habe jeden Arbeitsschritt mehrmals überprüft, was zur Dauer des Projektes beigetragen hat. Zusammengerechnet hat das Nähen bestimmt zwei Werktage gedauert, aber im Ergebnis habe ich wenige Fehler gemacht und das ist es doch, worauf es ankommt.
Mit dem Ergebnis bin ich hochzufrieden. Meine Klettersteig-Ausrüstung passt aufgrund der kompakten Abmessungen zwar nicht in den MYOG-Rucksack, aber darauf ist er ja auch gar nicht ausgelegt. Stattdessen bietet er genug Platz für kleine Touren mit der Kamera und ist auch als Trailrunning-Rucksack zu gebrauchen. Um zu testen, was meine Nähte aushalten, bin ich damit auf eine kleine Laufrunde gegangen. Im Gepäck war dabei ein zwei Kilo schweres Gewicht, was der BC 12 aber ohne Probleme weggesteckt hat. Ein wirklicher Härtetest war das zwar noch nicht, aber mehr Gewicht werde ich damit wahrscheinlich auch nicht durch die Gegend tragen. Beim nächsten Rucksack bietet sich dann dafür die Gelegenheit für einen ausgeprägteren Test, da mich sehr interessiert, was meine Nähte am Ende aushalten.
Weitere Updates zum Rucksack und MYOG an sich folgen also. Falls ihr noch Anregungen oder ähnliches habt, dann ab in die Kommentare damit.