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Alpenquerung: Sieben Tipps für eine gelungene Wanderung

Bei Fernwanderungen auf dem europäischen Festland ist die Auswahl groß. Oftmals kommt man aber an einem gewissen Hochgebirge nicht vorbei. Denn die Alpen sind geradezu durchzogen mit Wandermöglichkeiten, auf denen einzigartige Aussichten und epische Herausforderungen geradezu garantiert sind. Unter den Fernwanderungen hat eine Alpenquerung daher einen Sonderstatus.

Dolomitengipfel in der Sonne, mit zwei Wanderern im Vordergrund. Das Bild stellt einen Ausblick auf die Alpenquerung bereit.
Eine Alpenquerung bietet grandiose Natur und einzigartige Herausforderungen

Welche Alpenquerung soll ich machen?

Falls ihr euch noch nicht sicher seid, welche Alpenquerung es werden soll, habe ich euch hier mal eine kleine Auflistung erstellt, auf welchen Wegen man das legendäre Gebirge überqueren kann. Ein großer Bonus der Querung ist nämlich ihre Vielseitigkeit. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, die sich alle in Länge, Komplexität und Konditionsanforderung unterscheiden. Eine kleine Auswahl habe ich hier aufgelistet:

  • E5: Oberstdorf – Meran, 181 km, 8.800 hm Aufstieg
  • L1: Garmisch-Partenkirchen – Brescia, 399 km, 29.900 hm Aufstieg
  • Traumpfad: München – Venedig, 550 km, 20.000 hm Aufstieg
  • München – Gardasee: 550 km, 25.000 hm Aufstieg
  • Alpe Adria Trail: Großglockner – Muggia, 650 km, 22.000 hm Aufstieg
  • Via Alpina: Oberstdorf – Trieste, 800 km, 55.000 hm Aufstieg
  • GTA: Grießpass – Ventimiglia, 1000 km, 70.000 hm Aufstieg

Diese Zusammenstellung dient natürlich nur einer kleinen Übersicht. Weitere Informationen zu den Querungen findet ihr auf TrekkingTrails.

Von Süddeutschland ausgehend gibt es einige Möglichkeiten, das ikonische Gebirge zu durchwandern und dabei auf Spuren von karthagischen Feldherren und Murmeltieren zu wandern. Die Routen enden an verschiedenen Punkten in Italien und bieten die Möglichkeit, die anstrengende Wanderung mit ein paar Tagen an der Mittelmeeküste ausklingen zu lassen.

Tipps

Bevor man es sich aber am Strand gut gehen lassen kann, ist natürlich ein bisschen Eigeninitiative gefragt. Eine Alpenquerung will wohlüberlegt sein. Hierbei werden euch diese Tipps hoffentlich weiterhelfen.

Die Macht des Ziplock-Beutels

Am dritten Tag meiner letzten Alpenquerung passierte es: Obwohl an den Tagen zuvor die Sonne schien, regnete es plötzlich in Strömen. Da mein Regenschutz nicht über meinen extrem vollgepackten Rucksack passte, (Siehe Tipp 1) hatte ich einige undichte Stellen. Obwohl der Großteil meiner Ausrüstung wasserdicht verpackt und dementsprechend geschützt war, traf das auf ein besonders wichtiges Teil nicht zu: Meinen Wanderführer. Ich übertreibe in keinster Weise, wenn ich sage, dass ich auf der weiteren Wanderung fünf (!) Tage brauchte, um das Teil wieder ansatzweise trocken zu bekommen. An der Hütte angekommen, erfuhr ich dann, dass mein Buch nicht das einzige Opfer des Regenfalls gewesen war. Eine Mitwanderin hatte durch den Regen Wasser in ihr nun defektes Smartphone bekommen und musste daraufhin ihre Wanderung abbrechen.

Wir beide waren davon ausgegangen, dass eine Regenjacke ausreicht um unsere Habseligkeiten trocken zu halten. Das man sich aber nicht allein darauf verlassen kann, ist aus diesem Beispiel hoffentlich klar geworden. Wenn also das Smartphone an sich nicht wasserdicht ist, können entsprechende Cases, kleine Packsäcke oder einfach Ziplock-Bags Abhilfe schaffen. Der Wanderführer kann ähnlich verpackt werden und ist so immer zur Hand, wenn man ihn braucht. Wer hier noch sicherer gehen möchte, kann die wichtigen Seiten am Anfang jedes Wandertages auch abfotografieren um sie so zusätzlich schnell zur Hand zu haben.

Ein zerfledderter Reiseführer, der verdeutlicht, warum man seine Sachen lieber wasserdicht verpacken sollte,
Damit euer Reiseführer am Ende der Tour nicht so aussieht, solltet ihr ihn entsprechend eintüten.

Ausrüstungs-Checks

Ich weiß, das klingt erstmal selbstverständlich. Allerdings meine ich mit dem Titel nicht, die Funktionsfähigkeit eurer Sachen zu überprüfen. Die solltet ihr natürlich auch checken. Niemand möchte in den Bergen von der Dunkelheit überrscht werden und dann feststellen, dass die Batterien der eigenen Taschenlampe nicht mehr lange durchhalten. Abgesehen davon ist es aber auch ganz praktisch, sich Gedanken über die Organisation des Gepäcks im Rucksack Gedanken zu machen. Immerhin gibt es immer Gegenstände, die schnell zu erreichen sein müssen (Wasser, Regenjacke, Regenschutz). Hier bietet sich eine Probewanderung an, bei der man den fertig gepackten Rucksack mitnimmt und testet, wie komfortabel alles zu erreichen ist. Das klingt erstmal umständlich, allerdings spart man sich so am Anfang der Alpenquerung jede Menge Herumgewühle und kann die Probewanderung ja auch mit einem schönen Ausflugsziel verbinden. Außerdem hat diese Art der Vorbereitung noch einen weiteren netten Nebeneffekt, wie wir im folgenden Tipp sehen werden.

Kondition aufbauen und einschätzen lernen

Noch so ein selbstverständlicher Tipp, werden jetzt manche denken. Das man eine Wanderung nicht unvorbereitet antreten sollte, ist wahrscheinlich den wenigsten Lesern dieses Blogs fremd. Allerdings würde ich gerne eine Handlungsempfehlung für die Art der Vorbereitung abgeben. Joggen usw. ist gut, um eine Grundkonstitution zu etablieren, die man auch braucht. Aber etwas, das noch besser aufs Wandern vorbereitet, ist das Wandern selbst, besonders wenn viel Gepäck dabei ist. Hier macht es Sinn, eine Probewanderung mit einer ähnlichen Gepäcklast wie auf der bevorstehenden Tour zu absolvieren. Natürlich haben die wenigsten die Zeit, vor dem Trekkingurlaub tagelang mit dem Rucksack durch die Nachbarschaft zu ziehen, das ist aber auch gar nicht das Ziel. Die Probewanderung ist weniger als Training gedacht, sondern soll ein Gefühl für die bevorstehende Belastung vermitteln, sodass die eigenen Leistungen besser einschätzbar sind.

Karten und/oder Navi?

Mit der Durchsetzung des Smartphones kamen dessen Vorzüge auch Wanderern zugunste. Anstatt Platz mit Kartenmaterial zu verbrauchen, können Apps wie Outdooractive oder Komoot heruntergeladen werden. Obwohl solche Apps ziemlich praktisch sind, sollte sich nicht allein auf sie verlassen werden. Das wurde mir schlagartig auf einer Wanderung bewusst, als mein Handy auf einmal keine Verbindung zum Satelliten mehr hatte und die Navi-App plötzlich nicht mehr so hilfreich war. Dummerweise passierte das mitten im nebligen bayerischen Vorgebirge. Die Orientierung war schließlich noch möglich, allerdings möchte ich diese Erfahrung nicht wiederholen. Deswegen habe ich immer Offline-Kartenmaterial dabei, das man sich praktischerweise auch direkt aufs Handy ziehen kann.

Ein Wegweiser im Nebel.
Sogar wenn das Handy ausfällt sind und das Wetter schlecht ist, kommt man weiter.

Unterkünfte reservieren

Sofern ihr kein Zelt dabeihabt, wandert ihr auf eurer Alpenquerung von Hütte zu Hütte. Diese haben allerdings nur begrenzt Platz und sind oftmals schnell ausgebucht. Besonders an Wochendenden und in der Hochsaison macht es Sinn, so früh wie möglich zu buchen. Hüttenwirte dürfen euch die Übernachtung zwar nicht verweigern, aber mit Buchung ist es für alle Beteiligten stressfreier. Wer darauf keine Lust hat, kann seine Wanderung auch am Anfang/ Ende der Saison planen, wo der Ansturm auf die Hütten geringer ausfällt und Reservierungen nur am Wochenende notwendig sind.

Eine Tasse Heiße Schokolade in einer Berghütte.
Stressfrei in der Hütte ankommen ist auch was wert.

Der Wetterbericht

Wenn eine Route durch die Alpen geplant werden soll ist es unerlässlich, sich mit dem Wetter auseinanderzusetzen. Immerhin kann sich das in großer Höhe schlagartig ändern. Wetter-Apps sind dafür eine gute Option, noch besser sind allerdings die Hüttenwirte. Die wohnen meistens schon ein bisschen länger da oben und können die örtlichen Wetterverhältnisse daher am besten einschätzen. Wenn ihr also nicht plötzlich auf 2600 Höhenmetern vom Gewitter überrascht werden wollt, dann fragt die Hüttenwirte lieber, wie es am nächsten Tag wird. Meistens gibt’s von denen auch nützliche Tipps und interessante Geschichten über die Region, von daher lohnt sich das Nachfragen eigentlich immer.

Haltet euch an den Rat der Hüttenwirte

Der Punkt knüpft direkt an den letzten an. Neben einem Wetterbericht gibt’s nämlich auch Ratschläge, welche Routen man bei schlechter Wetterlage lieber nicht wandern sollte. Das ist auch eine Erfahrung, die ich aus erster Hand machen musste: Nachdem ich eine Höhenweg eingeschlagen hatte, von dem mir abgeraten wurde, musste ich nach der Hälfte des Tages die Wanderung abbrechen und ins Tal absteigen. Aufgrund den ungünstigen Witterungsbedingungen hätte ich es sonst nicht rechtzeitig zur nächsten Hütte geschafft. Sowas ist nicht nur nervig sondern auch potentiell gefährlich. Also kennt eure Grenzen und hört auf die Hüttenwirte.

Eine Berghütte im Sonnenuntergang.

Soviel zu den Tipps. Ich wünsche euch viel Spaß bei eurem nächsten Alpenabenteuer. Ein ausführlicher Bericht von meiner letzten Alpenquerung gibt es in den nächsten Wochen auf Trailwards.

Mein Dank für die Erstellung dieses Beitrags geht an meine beiden Mit-Alpenquerer Manfred und Stan, die mir dankbarerweise ihre Fotos überlassen haben, um euch einen kleinen Einblick in die Alpen zu geben.

2 Kommentare

  1. Wichtig ist auch noch eine gute Körperliche Belastungsgrenze die man selbst über sich kennen sollte. Gerade bei Bluthochdruck kann das gefährlich werden.

    • Tim sagt

      Auf jeden Fall, vielen Dank für den Hinweis:) Hier können Probewanderungen nützlich sein, um die eigene Belastungsgrenze besser einschätzen zu lernen. Die Wanderungen können die Bedingungen im Hochgebirge allerdings nur bedingt simulieren, von daher sollte man bei bestehendem Bluthochdruck vorsichtig an die Sache herangehen.

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