Ein Multitool zwischen einem Victorinox und einem Leatherman – so wird das Gerber Armbar vermarktet. Mit dem Tool liefert der amerikanische Hersteller eine solide Option für alle, die nach einer Alternative fürs altgediente Taschenmesser suchen. Allerdings hat das Armbar auch einen Nachteil.
Egal ob zum Flaschen öffnen, schnitzen oder Dinge reparieren: Taschenmesser oder Multitools gehören bei Fernwanderungen einfach dazu. Das Gerber Armbar soll die Vorzüge der beiden Produkte vereinen, bietet dabei aber weder die Vielseitigkeit des Schweizer Taschenmessers noch den Umfang eines Leathermans. Das ist aber auch nicht der angedachte Sinn dahinter. Stattdessen fokussieren sich die Hersteller darauf, die wohl am meisten gebrauchten Werkzeuge zwischen zwei Platinen zu vereinen und diverse Varianten für verschiedenste Anwendungen bereitzustellen.
Vor diesem Hintergrund wirkt die Aufteilung der Werkzeuge sinnvoll. So bietet die Drive-Version des Gerber Armbar neben der obligatorischen Klinge eine Schere, einen Flaschenöffner und eine Ahle. Alles Dinge, die in der Praxis einer mehrtägigen Wandertour vermehrt zum Einsatz kommen (bis auf die Ahle, wer benutzt Ahlen?). Eine gute Ergänzung zu den typischen Taschenmesser-Werkzeugen ist dagegen der Bithalter mit wechselbarem Kreuz- und Schlitzbit. Durch eine Aussparung an einer der Platinen lässt sich das Werkzeug sicher unterbringen, gleichzeitig liegt das Gerber Armbar immer noch sicher in der Hand, wenn der Bithalter ausgeklappt ist. Interessant: Neben der angedachten schraubenzieherähnlichen Arbeitsposition, in der der Bithalter voll ausgeklappt ist, kann er auch im 45-Grad-Winkel, ähnlich wie eine Ratsche eingesetzt werden. Verbesserungsvorschlag für die nächste Version wäre eine Arretierungsfunktion des Bithalters, der in den unpassendsten Momenten umknickt. Dennoch macht die Ergänzung das Gerber Armbar zu einer guten Option für Mountainbiker und Tourenfahrer, da die bisherigen Multitools manchmal etwas klobig gebaut sind, was bei manchen Reparaturen hinderlich sein kann. Neben der Drive-Version sind noch weitere Varianten des Gerber Armbar erhältlich, in denen andere Werkzeuge (Sägen, Korkenzieher, etc.) anstelle des Bithalters eingesetzt sind.
Die Gerber Armbar-Klinge: Licht und Schatten
Doch zum wichtigsten: der Klinge. Mit knapp sieben cm ist diese länger, als z.B. bei meinem bewährten Victorinox. Die Materialwahl fiel hier auf den rostfreien Stahl 5cr15MoV, der auch oft bei Küchenmessern genutzt wird. Insgesamt macht das Messer einen guten Eindruck, allerdings kommt hier auch der einzige Nachteil des Gerber Armbars zum Tragen. Die meisten können es wahrscheinlich nicht mehr hören, aber einhändig zu öffnende, arretierbare Klingen sind in Deutschland nun mal illegal zu führen. Selbstverständlich gilt das auch für die meisten anderen Multitools, bei denen Einhandklingen zur Standardausstattung gehören, aber sei’s drum.
Das ist aber eigentlich auch der einzige Grund, warum man das Teil nicht dabeihaben sollte. Sonst überzeugt das Gerber Armbar, auch in der Verarbeitung. Einmal stumpfgeschnitzt lässt sich die Klinge schnell wieder mit dem Wasserstein schärfen. Eine besondere Überraschung ist die Schere. In frühreren Versionen des Gerber Armbar kam vermehrt die Kritik auf, dass diese zu stumpf sei und nicht richtig funktionieren würde. Hier haben die Experten von Gerber offensichtlich nachgebessert, denn mit der Schere an meinem Vorführmodell lässt sich auch Pappe mehr oder weniger problemlos schneiden.
Für wen ist das Gerber Armbar geeignet?
Alles in allem ist das Gerber Armbar ideal geeignet für alle, die die essentiellen Werkzeuge eines Taschenmessers in kleinem Rahmen dabeihaben wollen. Dank der Hinzunahme des Bithalters ist der Einsatz des Armbars genauso auf Wanderungen wie auf Fahrradtouren denkbar. Einzig das Führungsverbot in Deutschland macht das Ganze etwas unattraktiv. Natürlich ist eine Arretierung ein Sicherheitsfeature, allerdings ist fraglich, ob diese auch mit „einfacher Klinge“ mit Nagelkerbe möglich wäre. Eine entsprechende Spezialversion wäre nicht so cool wie das aktuelle Modell aber immerhin besser als Ärger mit den Behörden.
Disclaimer: Für diesen Artikel wurde mir die Drive-Version des Gerber Armbar vom Hersteller zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinerlei Einfluss auf meine Bewertung des Multitools. Alle getätigten Aussagen stehen in keinster Weise mit Gerber in Verbindung.