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Morakniv Eldris – Das kürzeste Fahrtenmesser der Welt im Test

Egal ob Hüttentour in den Alpen oder Trekking in Norwegen, ein Messer wie das Eldris darf bei einer Tour fernab der Zivilisation nicht fehlen. Auf einem längeren Fernwanderweg ergeben sich täglich mehrere Anwendungsgebiete für die praktischen Werkzeuge, sei es kochen, schnitzen oder was sonst noch so alles anfällt.

Jedoch will die Wahl des mitgenommenen Messers wohlüberlegt sein. Gerade im Rahmen der Ultralight-Debatte, die in den letzten Jahren aufgekommen ist, geschieht eine Neuorientierung darüber, welche Features die eigene Ausrüstung mitbringen muss. Deswegen achten Wanderer und Outdoorenthusiasten neuerdings verstärkt auf das Gewicht ihrer Neuanschaffungen und auch die Wahl der Klinge bleibt von diesem Gepäck-Minimalismus nicht verschont. Bisherige Favoriten zahlreicher UL-begeisterter Mitwanderer von mir waren z.B. Produkte der Marken Victorinox und Opinel, die sich durch ein geringes Gewicht und (bei Victorinox) durch eine hohe Multifunktionalität auszeichnen.

Für alle, denen diese ganze Ultralight-Diskussion jetzt ein wenig seltsam vorkommt, ist in den kommenden Wochen ein Artikel geplant, also bleibt dabei 😉

Daneben gibt es aber auch weitere minimalistische Messerkonzepte, die den Weg in die Produktion schaffen. So auch bei der schwedischen Traditionsschmiede Morakniv die mit ihrem Neck Knive Eldris eine solide Option für die nächste Tour ins Rennen schickt. Minimalistischer kann man ein Messer mit feststehender Klinge wohl nicht mehr produzieren, ohne auf gewisse Annehmlichkeiten, wie einen bequemen Griff, zu verzichten.

Detailfoto des Eldris-Neck Knives, bei dem die Klinge gut zu sehen ist

Kompakt

Doch wie kurz ist das kürzeste Fahrtenmesser denn überhaupt? Insgesamt kommt das Teil auf eine Länge von 143 mm, passt also in jede Hosentasche. Die kompakte Klinge an sich misst 56 mm und lässt noch genug Raum für einen ebenfalls kompakten, aber überraschend ergonomischen Griff. Bei der gesamten Konstruktion kommen Morakniv-typisch der rostfreie Stahl 12C27 und zwei Kunststoffe zum Einsatz: Die Messerscheide und der Griffkern sind aus Polypropylen bei der äußeren Beschichtung kommt das Polymer TPE zum Einsatz. Die Klinge wird innerhalb der Scheide von zwei Sicherungen gehalten und steckt sehr fest. Der Kunststoffeinsatz macht sich auch auf der Waage bemerkbar. So kommt das Eldris gerade mal auf 80 Gramm, und ist damit leichter als zahlreiche Victorinox-Taschenmesser in meiner Sammlung.

Beim Kauf bietet sich die Möglichkeit, zusätzlich zu dem Messer noch ein sogenanntes „Fire Starter Kit“ zu erwerben. Das beeinhaltet ein Stück Paracord, an dem man sich das Messer um den Hals hängen kann, eine zusätzliche, externe Sicherung aus Leder und Polypropylen sowie einen kleinen Firesteel.

Kontrolliert

Das Eldris ist das erste Neck-Knive in meiner Sammlung deswegen will ich auf die eher unkonventionelle Art des Messerführens eingehen: Wie die englische Bezeichnung vermuten lässt, hängt man sich das Eldris um den Hals, wo es dann auf den nächsten Einsatz wartet. Das kann mitunter sehr lästig sein, denn das Messer hat die Tendenz beim bergabgehen immer wieder gegen die eigene Brust zu schlagen. Zwar ist das Neck-Knive nicht wirklich schwer, aber steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein. Wenn es über einer Jacke getragen wird, ist dieser Effekt wahrscheinlich vernachlässigbar, bei einer Wanderung an einem heißen Frühlingstag wird dieser Effekt schnell störend. Hier würde ich mir eine Möglichkeit wünschen, das Messer z.B. am Rucksack befestigen zu können, jedoch bietet nicht einmal die externe Sicherung eine Möglichkeit hierfür. Was aber unbestreitbar ist, ist die Tatsache, dass das Eldris durch die unkonventionelle Tragekonstruktion relativ schnell einsatzbereit ist.

Gerade die Scheide macht hier einen großen Tragekomfort aus. So kann das Messer trotz zusätzlicher Sicherung problemlos einhändig gezogen werden und lässt sich verstauen, ohne auf eine bestimmte Ausrichtung der Klinge achten zu müssen. Hier machen auch die internen Sicherungen eine gute Figur. Selbst wenn man das Messer minutenlang schüttelt, hat die Klinge immer noch einen sicheren Halt. So sicher sogar, dass der Gedanke aufkommt, ob man die externe Sicherung für das Eldris überhaupt braucht. Natürlich kann es sein, dass die Klinge bei intensivem Gebrauch langsam lockerer wird und Benutzer auf die externe Sicherung angewiesen sind, wenn sie ihr Messer nicht verlieren wollen. Frisch aus der Fabrik ist die externe Sicherung meiner Meinung nach allerdings redundant.

Das Eldris auf einem Baumstamm. Die Extra-Features des Messers sind sichtbar

Aber nun zu den Einsatzmöglichkeiten des Eldris: Für größere Arbeiten (Holz spalten, Äste abhauen, Bushcraft-Camp bauen) ist das Ding natürlich nicht geeignet. Ein durchaus bemerkenswerter Vorteil der kompakten Konstruktion ist aber die Tatsache, dass durch die kurze Klinge und den ergonomischen Griff viel Kontrolle über das zu bearbeitende Werkstück ausgeübt werden kann. Bei der minimalistischen Klingenlänge wird jetzt der eine oder andere vielleicht an eine besonders effektive Art des Butterbrotschmierens denken und die breite Klinge wird für diesen Zweck bestimmt auch geeignet sein.

Aber die Erfahrung zeigt, dass auch im Wanderkontext immer mal wieder Situationen aufkommen, wo feinere Holzbearbeitungsmethoden ganz nützlich sind. Wenn man z.B. gerade keine sonstigen Anzünder zur Hand hat und Feather Sticks für ein Lagerfeuer schneiden muss, macht die Klinge eine extrem gute Figur. Dieser Fokus auf kleinteiligen Schnitzarbeiten verwundert auch nicht, kommt das Eldris doch aus derselben Region wie die berühmten Dalapferde, wo entsprechende Messer auf eine lange Tradition zurückblicken. So schwedisch wie die kleinen Schnitzpferdchen ist auch die Klinge des Neck-Knifes die mit dem sogenannten „Scandi Grind“ geschliffen ist. Dieser sorgt für eine starke Schneide die man relativ unproblematisch wieder nachschärfen kann.

Das Eldris beim Schnitzen

Alles andere als unproblematisch gestaltet sich allerdings das weitere Zusatzmaterial des Eldris, genauer gesagt das mitgelieferte Paracord, das als Umhängeschnur eingesetzt wird. Nun ist es natürlich immer gut, Paracord dabeizuhaben, da die Anwendungsmöglichkeiten dieses wunderbaren Befestigungsmaterials endlos sind (Man könnte hier sogar vom Panzertape unter den Schnüren zu sprechen). Allerdings würde ich von einem Einsatz bei Neck-Knives im allgemeinen eher abraten.

Wie der Youtuber Wranglerstar in seinem Video schon bemerkt hat, könnte es ziemlich unangenehm werden, wenn man die Paracordschlaufe um den Hals an irgendetwas hängenbleibt. Selbst die schwächste Ausführung von Paracord hat eine Mindestbruchlast von 43 kg, von daher ist es wahrscheinlicher, das vor dem Reißen der Schnur irgendetwas anderes kaputtgeht.

Um diesen Aspekt sicherer zu machen, könnte z.B ein Kordelverbinder in die Paracordschnur eingebaut werden, oder das Paracord durch Kugelketten ersetzt werden, die bei einer bestimmten Belastung reißen.

Konklusion

Das Eldris von Morakniv ist eine solide Option für alle, denen an einer feststehenden Klinge bei relativ geringem Gewicht gelegen ist. Egal ob es einfach nur für die täglichen Anforderungen des Trails gebraucht wird, oder während der eigenen Wandertour an einem neuen Schnitzprojekt gearbeitet werden soll, kann das Messer trotz oder gerade wegen des kompakten Designs überzeugen. Nur vom Kauf des optionalen Fire Starter Kit würde ich abraten. Nicht nur das dieses keine nennenswerten Verbesserungen zum Gesamtpaket des Messers bietet, dazu äußert es sich zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Artikels in einem Preisunterschied von rund 14 € bei Amazon. Als mögliche Verbesserungsoption für die Zukunft würde ich mir eine Möglichkeit wünschen, das Messer an einem Rucksackriemen zu befestigen, da es beim normalen Tragen schnell lästig werden kann. Das ist dann zwar kein Neck-Knife mehr, aber diesen Preis des Fortschritts bin ich gerne bereit zu zahlen.

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